24. Mai 2024
Vor ein paar Tagen erst hatte ich einen Call mit einer Kundin, die sich mit einer Entscheidung sehr schwergetan hat – nämlich mit der Frage, ob sie LinkedIn als Marketing-Kanal aktiv nutzen soll.
Das ist eine von vielen Entscheidungen, die wir als Selbstständige und Unternehmer:innen treffen müssen – und zwar ständig. Vielleicht sagst du jetzt: „Naja, das mit LinkedIn ist ja jetzt keine dramatisch große Entscheidung!“. Dann schauen wir uns mal die Gedanken dahinter an:
Mit LinkedIn starten – ja oder nein? Und was mache ich dann mit Instagram? Weitermachen oder sein lassen? Verzettele ich mich vielleicht, wenn ich noch einen zusätzlichen Marketing-Kanal starte? Investiere ich möglicherweise Zeit, die mir an dieser Stelle gar nichts bringt und woanders besser aufgehoben wäre? Bringt mich LinkedIn dem Umsatz näher, den ich mir wünsche, oder wird es der Grund dafür sein, dass ich in zwei Monaten wieder einen festen Job annehmen muss?
So. Und schon fühlt sich diese Entscheidung für eine Solo-Selbstständige genauso schwerwiegend an, wie für eine Unternehmerin mit Team die Entscheidung, ob sie noch jemanden einstellen soll (und ob sie sich das leisten kann).
Es wird Zeit, dass wir hier auch mal über Entscheidungen sprechen und darüber, wie wir leichter und besser entscheiden können.
Natürlich kannst du auch sagen: „Ist doch egal, ich grüble jetzt erstmal drei Wochen über der Frage, ob ich LinkedIn oder Instagram für mein Marketing nutze.“ Klar, das geht.
Das Problem ist nur: Dann postest du 3 Wochen wahrscheinlich gar nichts. Das sind 3 Wochen, in denen du sichtbarer werden kannst. 3 Wochen, in denen dich neue Kund:innen finden können.
Wer Entscheidungen trifft, macht Fehler, das ist klar. Aber eine Sache haben viele erfolgreiche Unternehmer:innen gemeinsam: Sie sind in der Lage, schnell Entscheidungen zu treffen.
Letztlich ist es besser, du startest heute bei LinkedIn, merkst in 2 Wochen, dass deine Zielgruppe da überhaupt nicht unterwegs ist – und schwenkst dann nochmal auf Instagram um. Besser, als 3 Wochen gar nichts zu machen.
Psychologen gehen davon aus, dass wir um die 20.000 Entscheidungen treffen – und zwar jeden Tag. Das heißt: Die meisten Entscheidungen treffen wir sehr automatisch und das fällt uns leicht. Andere Entscheidungen fallen uns dagegen so, so schwer und wir grübeln manchmal tage- und wochenlang darüber.
Warum ist das so?
Wenn ich meine eigenen Schwierigkeiten dabei betrachte, dann geht es immer um das „Was wäre, wenn …?“ Was wäre, wenn ich die falsche Entscheidung treffe? Hinter der Schwierigkeit, eine Entscheidung zu treffen, steckt also oft Angst.
Es heißt, dass es vor allem perfektionistischen Menschen schwerfällt, Entscheidungen zu treffen. Klar: Wer perfektionistisch ist, hat Angst davor, Fehler zu machen. Perfektionistische Menschen sind da oft sehr hart zu sich selbst, erlauben sich möglichst keine Fehler (utopisch!) und verzeihen sie sich nur schwer.
Entscheidungen fallen uns also deshalb oft schwer, weil wir davon ausgehen, dass es mindestens einen richtigen und mindestens einen falschen Weg gibt.
Wenn wir eine Entscheidung nicht treffen wollen oder vor uns herschieben, kann es auch an einer sozialen Angst liegen – nämlich der Angst vor einem drohenden Konflikt. Wenn wir z. B. daran denken, einem Team-Mitglied zu kündigen oder auch „nur“ ein kritisches Gespräch zu führen …
Ob uns eine Entscheidung leichter oder schwerer fällt, hat ganz viel damit zu tun, wie sicher wir uns in der jeweiligen Situation fühlen. Forscher des University College London haben herausgefunden, dass uns Entscheidungen umso schwerer fallen, wenn wir gerade wenig Selbstvertrauen haben und uns in der Situation nicht sicher fühlen.
Deshalb fallen uns die vielen, kleinen Alltags-Entscheidungen natürlich deutlich leichter als vermeintlich „große“ Entscheidungen, die wir zum ersten Mal treffen. Wir haben schon Übung darin!
Deshalb lass uns das Thema auch mal ganz realistisch betrachten: Als Selbstständige:r und als Unternehmer:in triffst du viele, viele Entscheidungen zum allerersten Mal. Du tust viele Dinge, in denen du keine Übung hast und die du vielleicht zum ersten Mal machst.
Es ist also völlig normal und logisch, dass dir diese Entscheidungen schwerfallen! Mach dich deshalb nicht fertig. Und gleichzeitig darfst du daran arbeiten, auch diese „großen“ Entscheidungen leichter und schneller treffen zu können.
… ist Klarheit. Meiner Meinung nach zumindest. Wenn wir wissen, was uns hier gerade zurückhält, welche Ängste und Befürchtungen im Weg stehen, dann sehen wir anschließend klarer. Die Entscheidung mag dann immer noch unangenehm sein, aber es wird leichter, die „richtige“ Entscheidung für uns überhaupt zu sehen.
Wenn du also merkst, dass du unnötig lange für eine Entscheidung brauchst, dann nimm dir Zettel und Stift und schreib auf, was dir durch den Kopf geht. Diese Fragen können dir dabei helfen:
Ich habe neulich von einem Konzept gehört, das ich mega interessant fand. Ich weiß nicht, ob Jeff Bezos (von Amazon) das erfunden hat oder ob er es einfach nur für sich nutzt, jedenfalls fiel sein Name in diesem Zusammenhang. Das Konzept ist vor allem für Selbstständige und Unternehmer:innen interessant. Es geht um zwei Arten von Entscheidungen, die wir im Leben treffen müssen.
„Typ 1-Entscheidungen“ sind solche, die wir gar nicht oder nur sehr schwer rückgängig machen können. Wenn du dich beispielsweise dazu entscheidest, dein Unternehmen zu verkaufen, dann ist das ab einem bestimmten Punkt nur sehr schwer rückgängig zu machen.
Für diese Entscheidungen sollten wir uns Zeit nehmen. Wir dürfen hier in Ruhe abwägen, Meinungen von Expert:innen einholen usw. Bei Typ 1-Entscheidungen ist es wirklich wichtig, dass wir sie wohlüberlegt treffen.
Die allermeisten Entscheidungen sind aber gar keine Typ 1-Entscheidungen, sondern Typ 2-Entscheidungen. Nämlich diejenigen, die wir leicht wieder rückgängig machen können oder wo wir schnell einen anderen Weg einschlagen können.
Ja, das kann auch Zeit und Geld kosten, keine Frage. Aber grundsätzlich können wir bei diesen Entscheidungen unsere Meinung nochmal ändern und etwas anders machen. Die Ausgangsfrage „LinkedIn oder Instagram“ ist zum Beispiel eine Typ 2-Entscheidung.
Typ 2-Entscheidungen sollten wir nach Möglichkeit sehr schnell treffen.
Was ist im Alltag eine Typ 1- und was ist eine Typ 2-Entscheidung? Das ist manchmal gar nicht so leicht zu sagen, weil viele von uns dazu neigen, Entscheidungen und ihre Konsequenzen zu dramatisieren. So wird aus einer weniger wichtigen Typ 2-Entscheidung schnell eine dramatische Typ 1-Entscheidung.
Da hilft es, das Ganze aus der Vogelperspektive zu betrachten – beziehungsweise aus der „letzter Atemzug-Perspektive“:
Wenn dir eine Entscheidung besonders schwer fällt, dann frage dich: Wie wichtig ist diese Entscheidung mal, wenn ich auf dem Sterbebett liege? Wird das das Thema sein, das mich so lange begleitet und an das ich mich in diesem Moment erinnern werde – oder werde ich diese Entscheidung längst vergessen haben?
Das klingt vielleicht etwas übertrieben, aber mir hilft es oft dabei, die Dinge (z. B. auch etwas, worüber ich mich ärgere) wieder in die richtige Perspektive zu rücken.
Ich habe für diesen Blog-Artikel und die Podcast-Folge meine Communitys bei Instagram und LinkedIn gefragt, wie die Nutzer:innen Entscheidungen treffen und welche Tipps sie haben, damit es besser klappt.
Erstmal: Danke für die vielen, vielen Antworten! Ich fasse sie hier zu 7 Tipps zusammen:
Der Klassiker. Und wahrscheinlich gerade für Kopf-Menschen ein Must-Do.
Wissenschaftler gehen zwar mittlerweile davon aus, dass wir unsere Entscheidungen zum größten Teil emotional treffen. Aber: Viele von uns brauchen die Argumente nochmal schwarz auf weiß, damit wir diese emotionale Entscheidung rational begründen können – für uns selbst und andere.
Die einfache Variante der Pro- und Kontra-Liste:
Das geht allerdings nur dann, wenn es nur zwei Optionen gibt oder es eine Ja-Nein-Entscheidung ist. Außerdem wiegen manche Argumente vielleicht schwerer als andere.
Deshalb kann eine Liste, die dir eine Entscheidung erleichtern soll, aus mehr Spalten bestehen (für jede Entscheidungsmöglichkeit eine) – und du kannst die einzelnen Argumente anschließend gewichten, indem du ihnen Punkte gibst (z. B. 1 Punkt für weniger wichtige Argumente und 3 Punkte für die sehr wichtigen Argumente).
Das ist dann schon eine echte Kopf-Nerd-Liste. 😉
Auch ein Klassiker, der dir möglicherweise erstmal unseriös oder gefährlich vorkommt. Viele von uns haben ja ein Problem damit, Entscheidungen aufgrund eines Gefühls zu fällen (obwohl wie gesagt Emotionen eine riesige Rolle dabei spielen, wie wir Entscheidungen treffen).
Auch da ein bisschen Psychologie: Das „Bauchgefühl“ ist in der Regel nichts anderes als das Fazit der Erfahrungen, die wir bisher in unserem Leben gesammelt haben. Die hat unser Unterbewusstsein nämlich ordentlich abgespeichert und analysiert sie quasi blitzschnell vor jeder Entscheidung. Deshalb ist unser Bauchgefühl oft schlauer als unser Verstand.
Sicherlich musst du nicht jede Entscheidung sofort und nach Gefühl treffen, aber ich würde dir zumindest dazu raten, dass dein Bauchgefühl auch „Ja“ sagen sollte. Ich habe mir vor allem in der Selbstständigkeit schon mehr als einmal – im Nachhinein – gewünscht, dass ich vorher auf mein Bauchgefühl gehört hätte. Aber hinterher ist man halt immer schlauer …
Allerdings: Ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber ich muss üben, mein Bauchgefühl überhaupt wahrzunehmen. Bin halt auch ein Kopf-Mensch. 😊
Bei größeren und schwierigeren Entscheidungen nehmen wir uns oft vor, erstmal eine Nacht darüber zu schlafen.
Je nach Situation ist das sicherlich sinnvoll, denn manchmal lassen wir uns in einem Moment von anderen beeinflussen oder sind gerade müde / hungrig / gestresst. Dann treffen wir möglicherweise wirklich nicht die richtige Entscheidung.
Übrigens: Es ist wissenschaftlich belegt, dass du Entscheidungen lieber in Ruhe treffen solltest und vor allem nicht dann, wenn du gestresst bist. Stress löst bei uns einen „Kampf oder Flucht“-Reflex aus und blockiert dabei unseren Verstand. Deshalb lieber nicht in einer stressigen Situation eine wichtige Entscheidung treffen!
Ein Tipp, der mehrfach aus meiner Community kam, allerdings mit unterschiedlichen Ansätzen – und das fand ich sehr interessant.
Klar, wenn deine Entscheidung andere betrifft – z. B. Partner:innen, Familienmitglieder, Freund:innen -, dann ist es sicherlich fair, vorher mit den Menschen auch darüber zu sprechen und dir ihre Meinung anzuhören.
Wir können außerdem mit anderen darüber sprechen, um unsere eigenen Gedanken zu sortieren und unsere Argumente einmal laut auszusprechen. Auch das kann dir dabei helfen, dir klarer über eine Sache zu werden – und dazu muss die andere Person nicht mal im Thema sein oder überhaupt etwas antworten.
Und: Wenn andere antworten und mit uns darüber sprechen oder sogar diskutieren, dann merken wir schnell, wo wir bei dem Thema wirklich stehen. Argumentiert eine Bekannte zum Beispiel sehr „dagegen“, bist du möglicherweise umso mehr „dafür“ – und hast so mehr Klarheit gewonnen.
Das ist mit Sicherheit hilfreich für alle, die über Entscheidungen schnell verkopfen und in eine Grübel-Spirale geraten. Das hat nämlich noch niemandem geholfen. Irgendwann müssen wir die Entscheidung ja doch treffen.
Übrigens: Den meisten Stress machen wir uns nicht damit, dass wir eine – vermeintlich – „falsche“ Entscheidung treffen. Sondern es stresst unser Gehirn viel mehr, wenn wir die Entscheidung gar nicht treffen und vor uns herschieben. Das ist wie die ewig offene Aufgabe auf deiner To-Do-Liste, die du einfach nicht angehst und die dich deshalb jeden Tag stresst.
Deshalb: Eine Nacht drüber schlafen, ist ok, aber lass es nicht 365 Nächte werden, denn das ist ein ganz schön stressiges Jahr, in dem nichts passiert ist.
Ein ganz, ganz wichtiger Tipp – Danke dafür!
Wir haben im deutschsprachigen Raum leider keine besonders gute Fehlerkultur, so wie ich das wahrnehme. Fehler sind für uns etwas Schreckliches oder zumindest etwas, das wir unter allen Umständen vermeiden sollten.
Aber, wie Manuel Wienkamp (für den klugen Tipp musste ich ihn einfach nennen!) hier schreibt: Gescheitert zu sein, bedeutet auch, dass du gescheiter bist! Ich liebe dieses Wortspiel!
Wir lernen aus Fehlern. Und sie sind Teil des Prozesses. Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nicht viel. Wir kommen nicht voran, wenn wir versuchen, jeden Fehler möglichst zu vermeiden. Viel klüger ist, sie als Teil des Weges zu sehen und zu akzeptieren. Sie sind Wegbegleiter und Wegweiser.
Das ist ein ganz schöner Tipp, der letztlich auch ein bisschen weg von unserem „Ich will keine Fehler machen“-Ego führt.
Vielleicht hast du ein Vorbild: eine berühmte Person oder jemanden aus deinem direkten Umfeld. Du kannst dich vor einer schwierigen Entscheidung auch fragen: Was würde diese Person an meiner Stelle tun? Wie würde sie sich entscheiden?
Wenn dir zu deinem Thema keine Person einfällt oder du grundsätzlich nichts von Vorbildern hältst, dann orientiere dich an deinem eigenen inneren Kompass:
Als Unternehmer:in oder Selbstständige:r hast du vielleicht mal dein „Warum“ definiert. Den Sinn hinter deinem Business. Deine Vision. Deine Mission. Jede schwierigere Entscheidung kannst du auch daran messen, indem du dich fragst: Welcher Weg trägt dazu bei, meine Werte und mein „Warum“ zu leben?
Kein Witz.
Aber es geht mir gar nicht darum, dass du die Münze entscheiden lassen solltest. Sondern die Münze zeigt dir, wie du dich eigentlich gerne entscheiden möchtest.
Fällt sie auf die "richtige" Seite, wirst du fein damit sein. Fällt sie aber auf die "falsche" Seite, wirst du sofort einen inneren Widerstand spüren und merken, dass das eigentlich nicht die Entscheidung ist, die du treffen möchtest.
Wie du siehst, gibt es zig Tools und Möglichkeiten, wie du dir Entscheidungen leichter machen und sie schneller treffen kannst. Ich hoffe aber auch, dass ich dir mit diesem Blog-Artikel gezeigt habe, dass wir Entscheidungen manchmal übertrieben wichtig nehmen, darüber verkopfen und viel länger für sie brauchen als nötig.
Wir kommen schneller voran, wenn wir auch Entscheidungen schneller treffen – und Fehler als Teil des Prozesses sehen. Die meisten Entscheidungen können rückgängig gemacht werden, du kannst Dinge wieder verändern, Fehler glattbügeln und aus ihnen lernen. So wächst du.
Und trotzdem hilft es natürlich, wenn du mit deinen Business-Entscheidungen nicht ganz alleine bist, sondern wenn du jemanden an deiner Seite hast, mit dem du diese Entscheidungen besprechen und abwägen kannst. Eine Person, die dich dabei unterstützt, deinen eigenen Weg zu finden – und die dich gleichzeitig an ihrer Erfahrung und ihrem Wissen teilhaben lässt.
Wenn du den Eindruck hast, dass ich diese Person für dich sein könnte, dann begleite ich dich gerne in meinem 1:1-Business-Mentoring. Egal, ob du dein Business gerade erst aufbaust (und deshalb 1.000 Fragen hast) oder ob du dich nochmal neu orientierst und umpositionierst – ich bin an deiner Seite, sodass du dich sicherer fühlst, klarer siehst und schneller vorankommst.
Wenn dich das interessiert, dann buch dir hier einfach dein kostenloses und unverbindliches Kennenlern-Gespräch.
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