15. Mai 2021
Eins direkt vorweg: Es geht hier ums Schreiben für Webseiten, Blog-Artikel oder Social Media Posts – also um Texte in der Online-Welt. Es geht nicht darum, einen wissenschaftlichen Fachartikel zu schreiben oder in die Fußstapfen von Theodor Fontane zu treten und einen Klassiker der Weltliteratur herauszubringen.
Gut. Hätten wir das auch geklärt.
Dann kennst du vielleicht das Problem, dass du Webseiten textest, mit viel Aufwand Blog-Artikel recherchierst und schreibst oder ewig an deinen Texten für Facebook und Instagram herumdokterst – und sich am Ende keine:r dafür interessiert. Zumindest fühlt es sich so an. Keine Klicks, keine Likes, nichts passiert.
Damit bist du nicht alleine. Die Sache ist nur die: Wir haben online so viel Konkurrenz, es gibt so viele Texte, die wir lesen können, so viel Inhalt, den wir verarbeiten müssen, da fällt ein großer Teil hinten runter. Und das ist vor allem der Teil, für den wir uns irgendwie anstrengen müssen. Den wir nicht so leicht aufnehmen können.
Aber du kannst ja was tun. Zum Beispiel mit diesen fünf Tipps für einfachere und natürlichere – und damit bessere – Texte:
Ich weiß, es ist für den einen oder anderen ein bisschen traurig. Vor allem für die Deutsch-Lehrer:innen, die von mühsam gebauten Haupt- und Nebensatzschlangen träumen. Aber gerade online müssen wir es den Menschen so leicht wie möglich machen, unsere Texte zu lesen. Deshalb gilt: Bitte nur ein Gedanke pro Satz!
An vielen Stellen, an denen du ein Komma setzt, kannst du auch einen Punkt machen. Bei mir darf ein Satz zum Beispiel auch mal mit „weil“ oder „und“ anfangen. Manchmal sind meine Sätze nicht mal vollständige Sätze. Früher hätte ich dafür eine auf den Deckel gekriegt. Solche Sätze sind aber der gesprochenen Sprache zumindest relativ ähnlich und lassen sich deshalb auch leicht verdauen.
Du servierst deinen Leser:innen deinen Text in einzelnen Häppchen. Das kannst du dir so vorstellen wie bei einer Torte: Die meisten wollen „erst mal das kleine“ Stück. Dann können sie ja vielleicht noch ein zweites oder ein drittes essen. Das ganz große will sich niemand direkt auf den Teller laden. Das sieht auch so mächtig aus! Mit drei kleinen Stücken hat man hinterher vielleicht mehr gegessen als mit dem einen großen – es hat sich nur nicht so angefühlt.
Also: Mach‘ öfter mal einen Punkt. Am besten liest du dir hinterher deinen Text noch mal genau durch und achtest darauf, wie lang deine Sätze sind. Bei mehr als zwei Kommas pro Satz solltest du zumindest genauer hingucken. Ein Satz, der über viele Zeilen geht, ist wahrscheinlich nicht so gut zu verstehen. Am Ende des Satzes hat dein:e Leser:in vergessen, wie er angefangen hat.
Wahrscheinlich kennst du auch diese Text-Blöcke, auf die du gar keinen Bock hast, wenn sie vor dir liegen. Ganze DIN A4 Seiten, die voll beschrieben sind, am besten im Blocksatz, 10er Schrift und mit winzigstem Zeilenabstand. Das schreckt schon ab, bevor du auch nur ein Wort gelesen hast.
Auch das hat mit Häppchen zu tun:
Zwischenüberschriften in deinen Texten sorgen dafür, dass dein:e Leser:innen einen Überblick darüber bekommen, worum es geht und welche Aspekte zu deinem Text gehören. Dein Text sieht dann aufgeräumter aus und erschlägt niemanden mit der ganzen Kraft seiner vielen Wörter und Sätze. Bei sehr langen Texten kannst du am Anfang auch ein Inhaltsverzeichnis schreiben und die einzelnen Zwischenüberschriften verlinken.
Zu einer guten Struktur gehören außerdem Absätze. Auch damit solltest du nicht geizen. Drei bis maximal vier Sätze pro Absatz reichen. Manche machen sogar nach jedem oder jedem zweiten Satz einen Absatz. Das lockert den Text fürs Auge sehr auf und ist angenehm zu lesen.
Wenn du verschiedene Punkte aufzählst, kannst du das in einer Liste machen. Das ist übersichtlich und so etwas mag Google. (Stichwort „Suchmaschinenoptimierung“)
Mach‘ bitte nicht das, was Ämter und Behörden gerne machen: „Der Aufforderung ist Folge zu leisten“ und so. Das hat immer was von Kommando und baut eine riesige Distanz auf. Ich frage mich manchmal, ob die Mitarbeiter:innen – die das ja nicht böse meinen – das so in der Ausbildung lernen. Gibt’s da eine besondere Schulung? Wie man möglichst unpersönlich und von oben herab schreibt, damit die Bürger:innen auf jeden Fall sauer werden? Keine Ahnung.
Es ist auch nicht eine E-Mail eingegangen, sondern ich habe die E-Mail bekommen (und mich vielleicht sogar darüber gefreut?). Wenn angenommen wird, dass… dann frage ich mich: Wer nimmt das denn an? Experten? Laien? Das macht einen Unterschied. Und wenn mir jemand sagt, dass „der Vertrag unterzeichnet werden muss“, heißt das für mich noch lange nicht, dass ich das tun muss.
Sätze im Passiv sind natürlich nicht immer falsch. Sie sind zum Beispiel dann sinnvoll, wenn es egal ist, wer etwas tut, sondern es mehr darum geht, dass etwas getan wurde. Für mich ist vielleicht wichtiger zu sagen „Ich bin von einem Hund gebissen worden“, weil ich jetzt mit Krücken rumlaufe. Es kommt also auch darauf an, welche Information ich weitergeben möchte.
Wichtig ist, dass du darüber nachdenkst.
Sätze aktiv zu formulieren, ist grundsätzlich schöner. Das ist meistens konkreter und es macht deinen Text lebendiger und persönlicher.
Was ich damit sagen will: Nimm‘ lieber das Verb als das Nomen. Das Tunwort anstatt das Namenwort.
Gerade habe ich mich selbst noch dabei ertappt. Ich habe einer Bekannten geschrieben: „Ich hoffe, du hast nicht so viele Einschränkungen.“ (Corona, halt…) Dabei hätte ich auch schreiben können: „Ich hoffe, du bist nicht so sehr eingeschränkt.“ Der Unterschied ist in dem Fall vielleicht nicht groß, aber er ist da.
Ein paar Beispiele:
„eine Aufforderung tätigen“ – auffordern
„eine Beschreibung geben“ – beschreiben
„eine Bestellung ausführen“ - bestellen
Auch das kennen wir im Extrem wieder von Behörden. Vielleicht schleicht es sich dadurch sogar bei anderen ein (steile These, ich weiß). Zum Beispiel, weil Medien Pressemitteilungen von Ämtern übernehmen, ohne sie wirklich umzuschreiben. Oder wenn ich den Brief vom Amt wörtlich wiedergebe, weil ich davon überzeugt bin, dass das so und nicht anders rechtlich korrekt ist.
Mit dem Verb ist es aber immer ein Stück einfacher, der Text wird ein bisschen kürzer. Du siehst in meinen Beispielen ja, dass du auf einmal nur noch ein Wort brauchst anstatt drei Wörter schreiben zu müssen. Und auch hier wirkt es dadurch wieder natürlicher und persönlicher, nahbarer.
Ich fühle mich zum Beispiel mit dem Wort „authentisch“ nicht so wohl. Ich mag das, was es beschreibt, und habe das Gefühl, dass ich es nicht anders genauso treffend sagen kann. Es ist und bleibt aber ein Fremdwort – oder zumindest „bildungssprachlich“, wie Google sagt. Ich darf nicht davon ausgehen, dass das jede:r in meinen Texten verstehen kann.
Manchmal umschreibe ich es deshalb mit „echt“ und / oder „natürlich“. Manchmal nutze ich „authentisch“ und erkläre dann, was ich damit meine. Das Wichtigste ist meiner Meinung nach, dass wir darüber nachdenken und uns so etwas auffällt.
Ich versuche, mich da wirklich selbst zu hinterfragen: Ich weiß ja, dass ich ganz gut mit Sprache kann und deshalb einen Haufen Fremdwörter kenne. Außerdem habe ich studiert und alleine deshalb einen Vorteil gegenüber den meisten anderen Menschen in Deutschland. Erinnerung: Das ist nicht die Regel, dass jemand studiert hat. Und es wäre auch ziemlich verrückt, wenn wir erwarten würden, dass das alle tun oder tun sollten.
Mein großes Glück ist, dass ich nie nur Akademiker:innen um mich hatte. Im Gegenteil. Das ist eher die Ausnahme. Und wir müssen aufhören so zu tun, als wäre es ok, wenn uns nur Fachleute verstehen. Das ist es in den allermeisten Fällen nicht.
Aber ich möchte niemandem etwas unterstellen. Ich vermute, dass die meisten Menschen einfach nicht mehr darüber nachdenken und sich ihre eigene Sprache nicht noch mal genau angucken. Dabei bekomme ich immer mehr das Gefühl, dass es viele Probleme lösen würde, wenn wir alle mal wieder auf derselben Ebene miteinander reden würden. Auf Augenhöhe.
Ok, ich bin etwas abgeschweift: Fremdwörter also bitte entweder gar nicht nutzen – oder erklären. Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass die Menschen, für die wir schreiben, diese Wörter kennen. Es kann sein, dass es kein anderes Wort für einen Fachbegriff gibt. Dann können wir diesen Begriff aber in einem Satz erklären, damit wir wieder alle Leser:innen mitnehmen.
Ich hoffe, dass ich dir mit meinen 5 Tipps dabei helfen kann, bessere Texte zu schreiben und online mehr Menschen zu erreichen. Jede:r von uns hat eine eigene Geschichte und eigene Ansichten, die er oder sie teilen kann und sollte. Das bereichert uns alle, wenn wir unterschiedliche Meinungen und Hintergründe kennen.
Bestimmt können sich nicht alle meiner Idee vom einfachen und natürlichen Schreiben anschließen. Das bilde ich mir gar nicht ein, dafür lese ich zu oft in Zeitungen oder online, wie unsere Sprache angeblich den Bach runtergeht und wir alle immer dümmer werden.
Das ist aber meiner Meinung nach eine Diskussion, die vor allem Akademiker:innen führen. Es ist gut möglich, dass sie das so empfinden – und dass vielleicht an Universitäten und in der Wissenschaft nicht mehr auf einem so hohen Level geschrieben wird wie früher. Wenn das tatsächlich ein Problem sein sollte, dann aber nur in einem Teil unserer Gesellschaft. Und dieser Teil ist nicht der größte.
Du bist noch nicht ganz überzeugt? Dann kannst du hier meine sieben Gründe für authentisches Schreiben nachlesen (ha, da ist es wieder – „authentisch“!) oder meine Antwort auf die Frage, warum ich einfaches und natürliches Texten liebe.
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