15. Juni 2021
Ich bin vor ein paar Tagen bei Instagram auf einen Account gestoßen, dem ich sofort gefolgt bin. Das mache ich mittlerweile wirklich selten. Ich schaue mir vorher genau an, wie viel Mehrwert der Mensch dahinter mir wirklich bietet – und ob es sich persönlich gut anfühlt.
Gerade im Marketing-Bereich gibt es so viel Blabla, so viele Kanäle, die nicht ehrlich rüberkommen. Ständig geht es nur darum, möglichst stark zu „performen“. Ich soll mich nicht mit Menschen verbinden, sondern „Leads generieren“. Das ist mir meistens nix.
Was ist also anders an diesem Kanal? Die Frau, die sich da zeigt, ist einfach total authentisch. Zumindest kommt es so bei mir an. Weil sie alleine schon durch ihre Sprache raussticht. Das ist eine ziemlich direkte und rotzige Sprache, das muss man schon mögen, aber sie ist unverwechselbar.
Der Stil passt natürlich nicht zu jedem:jeder, das ist schon klar. Aber es zeigt, was passieren kann, wenn du deine Sprache kennst, deinen Stil gefunden hast – und das auch mutig in den Sozialen Medien zeigst.
Ich habe deshalb 5 einfache Schritte für dich gesammelt, die dir dabei helfen, deine Captions für Instagram (also, die Bildunterschriften) zu texten wie du sprichst. Für Facebook kannst du die Tipps natürlich auch anwenden.
Für diesen Blog-Artikel hab‘ ich was Verrücktes gemacht. Ich bin das quasi hochwissenschaftlich angegangen (für meine Verhältnisse). Im Regal habe ich ein altes Buch aus Uni-Zeiten gefunden: „Gesprochenes Deutsch“ (Schwitalla).
Ich hab’ damals einen Kurs zu dem Thema belegt. 90 Prozent davon habe ich zwar wieder vergessen, weil es nur theoretischer Kram war. Aber ein bisschen was ist hängen geblieben. Und das kann ich ganz gut für mich nutzen.
Zum Beispiel eine Zahl, die darin steht: Ein gesprochener Satz hat durchschnittlich fünf Wörter. Das ist echt nicht viel. (Das waren exakt fünf Wörter.) Wenn wir reden, teilen wir die Infos automatisch in kleine Einheiten auf. Die verstehen wir beim Zuhören besser – und sie lassen sich auch viel einfacher sprechen.
Du musst jetzt natürlich nicht immer pingelig deine Wörter zählen und Sätze streng kürzen. Die fünf Wörter sollten eher eine grobe Richtung sein. Ein Hinweis, damit du darauf achtest, dass deine Sätze nicht zu lang werden.
Wenn wir ehrlich sind, dann sind selbst die besten Social Media-Texte nicht wirklich gesprochenes Deutsch. Das wäre auch zu wild. Wie oft beenden wir einen Satz gar nicht, fangen noch mal neu an, machen „ähm“ und sagen zum Schluss etwas ganz anderes als wir ursprünglich angefangen haben.
Das wäre in geschriebener Sprache das reinste Chaos. Trotzdem können wir uns ein bisschen daran orientieren.
Gesprochene Sätze sind nicht immer so aufgebaut, wie wir es früher im Deutsch-Unterricht gelernt haben. Subjekt – Prädikat – Objekt. Ich – kenne – dich. (Ganz einfaches Beispiel.)
Wenn wir sprechen, stellen wir meistens das Wichtigste an den Anfang. Wir betonen es damit besonders und lenken die Aufmerksamkeit auf die Information, die auf jeden Fall ankommen soll.
Beispiel: „Ganz süß hat sie ausgesehen!“
Die Betonung liegt hier ganz klar auf dem „Wie“, nämlich „ganz süß“. Wäre der Satz logisch und nach Schema F aufgebaut, würde es heißen „Sie hat ganz süß ausgesehen!“.
Du darfst deine Sätze also ruhig so aufbauen, wie du es früher im Deutsch-Aufsatz nicht durftest. Fühl‘ dich freier dabei. Es korrigiert am Ende keine:r deine Bildunterschriften für Instagram, niemand macht rote Striche an den Rand und es benotet auch niemand deine Grammatik.
Und wenn du durch Instagram scrollst, fällt dir ja sofort auf: Du hast maximal zwei Zeilen, um die Aufmerksamkeit der Leute zu bekommen. Für den Rest deines Textex müssen sie schon auf "mehr" klicken. Das musst du erst mal schaffen.
Jetzt wird’s grammatisch. Aber ich versuche, es so einfach wie möglich zu machen. 😊 Und ich entschuldige mich mal wieder bei allen Deutsch-Lehrenden, die wahrscheinlich immer ganz traurig werden bei meinen Blog-Artikeln zum einfachen und natürlichen Texten.
Wenn wir sprechen, benutzen wir fast nie die Vergangenheits-Form „Präteritum“. Du sagst nicht: „Ich ging heute einkaufen.“ Du bist einkaufen gegangen. Du fuhrst auch nicht mit der Bahn, sondern bist gefahren.
Das Präteritum wird auch die „erste Vergangenheit“ genannt. Laut Wikipedia wird es in der geschriebenen Sprache relativ oft benutzt, vor allem in Romanen und Erzählungen.
Das Perfekt ist die „zweite Vergangenheit“. Es ist immer eine Kombination mit „haben“ oder „sein“. „Ich bin gegangen“, „Du hast gesehen“ und so weiter. Das Perfekt wird in der Umgangssprache viel öfter genutzt als das Präteritum. Es ist ein Ersatz dafür geworden.
Es gibt hier und da feinen Unterschied zwischen den beiden Vergangenheitsformen. Wenn du dazu mehr wissen willst, kannst du dir diesen Text des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache durchlesen. Wichtig ist für mich: Umgangssprachlich machen wir diesen Unterschied so gut wie nie. Hier gilt die Faustregel: Im Gesprochenen nutzen wir meistens das Perfekt.
Wenn wir jemandem etwas erzählen, entstehen dabei Bilder in unseren Köpfen. Stell dir vor, du berichtest einer guten Freundin von etwas, das du gestern erlebt hast. Dann siehst du das noch mal vor deinem inneren Auge, oder?!
So sollte das auch sein, wenn du Texte schreibst, die bei anderen gut ankommen sollen. Auf der „anderen Seite“, also bei denjenigen, die es lesen, entstehen dann nämlich dieselben Bilder im Kopf. Und das sorgt dafür, dass sie dabei auch etwas fühlen – und sich so leichter mit dir verbinden.
Wenn du also das nächste Mal über etwas schreibst, versuche es so konkret wie möglich zu schreiben. Lass Bilder dabei entstehen, die alle kennen oder die sich alle vorstellen können. Denk vielleicht auch an eine Situation, die du erlebt hast und die dazu passt.
Je konkreter du etwas beschreibst, desto besser. Wenn du zum Beispiel davon berichtest, dass jemand mit dir geflirtet hat, ist das noch ziemlich schwammig. Hat er:sie dir vielleicht zugezwinkert? Oder dich ständig angesehen? Das sind konkretere Beschreibungen. Da kribbelt es ja direkt bei mir!
Wenn es dir sehr schwer fällt, deine Bildunterschriften für Instagram einfacher und natürlicher – also umgangssprachlicher – zu schreiben, kannst du einen Umweg gehen. So habe ich das damals beim Radio Stück für Stück gelernt. (Ich will ja gar nicht behaupten, dass das total einfach ist, so zu schreiben. Das musste ich auch erst lernen und das ging nicht von heute auf morgen.)
Du nimmst dir deinen ursprünglichen Text, wenn du schon einen hast, oder dein Thema. Dazu schreibst du dir die wichtigsten Stichpunkte auf. Denk dabei nicht großartig nach, schreib einfach drauf los. Vor allem: Schreib die Verben dazu mit auf, also die Tunwörter. Bei Stichworten schreiben wir oft nur die wichtigsten Namen und Infos auf, vergessen aber die Verben.
Mit diesen Stichworten sprichst du jetzt einmal durch, was du sagen möchtest. Stell dir dabei vor, dass du es einer Freundin erzählst. Schmück deine Erzählung dabei ruhig ein bisschen aus (dann wird’s konkreter!). So findest du immer mehr zu deiner natürlichen Sprache, deinem eigenen Stil.
Tipp von mir: Nimm dich dabei mal mit dem Handy auf (Ton reicht). Ja, das ist erst mal komisch, sich selbst zu hören. Das mag nicht jede:r. Du musst deine Stimme oder deine Tonlage auch gar nicht bewerten, darum geht es nicht. Wenn du dir selbst zuhörst, wirst du merken, ob du da gerade natürlich und authentisch sprichst oder ob du noch gestelzt klingst.
Wenn du zufrieden mit der Aufnahme bist, kannst du sie direkt abtippen. Fertig ist deine Bildunterschrift für Instagram.
Wenn ich dich jetzt angefixt habe und du dich für das einfache und natürliche Schreiben interessierst, empfehle ich dir meine anderen Blog-Artikel:
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