25. April 2021
Ich glaube, mir war lange Zeit gar nicht bewusst, was da bei mir eigentlich los ist. Klar, ich hab‘ das Radio angemotzt, wenn der Moderator oder die Nachrichtensprecherin mal wieder so umständlich formuliert haben. Ich habe die unpersönlichen Briefe von Behörden verflucht, die kaum jemand versteht. Und ganz bestimmt habe ich bei Facebook und Instagram jeden Post weitergescrollt, wenn der Text nicht schön zu lesen war oder keine Seele hatte.
In den letzten Wochen und Monaten habe ich dann gelernt, dass es auch objektiv ganz viele Vorteile hat, einfach und natürlich zu texten. Jedenfalls verliebe ich mich immer mehr in diese Art zu schreiben – und ich erzähle dir gerne, warum.
Fakt ist: Die meisten Menschen in Deutschland haben nicht studiert. Und noch viel mehr Menschen kennen sich bei deinem Thema nicht so gut aus wie du. Das müssen sie auch alles gar nicht, weil sie dafür etwas anderes gut können.
Wenn du dann sehr fachlich schreibst, vielleicht wissenschaftlich superkorrekt oder was auch immer, dann wirst du die meisten Menschen von deinem Text ausschließen. Das ist ok, wenn du für ein Fachpublikum schreibst. Das ist aber nicht so schlau, wenn du mehr als nur die Expert:innen erreichen möchtest.
Es ist möglich, auch kompliziertere Themen einfach zu erklären. Ja, das ist schwieriger und ja, dafür musst du dir vielleicht ein bisschen mehr Zeit nehmen, zumindest am Anfang. Aber es lohnt sich, weil sehr viel mehr Leute die Möglichkeit bekommen, dich zu verstehen. Das ist gleich doppelt toll: Du schließt damit weniger Menschen aus und vergrößerst deine Zielgruppe. Das könnten ja in Zukunft auch Kund:innen werden!
Meine Erfahrung ist, dass es kein Wort gibt, für das du nicht ein anderes finden könntest. Du kannst es immer auch
anders sagen - oder umschreiben. Mit den letzten zwei Sätzen habe ich zum Beispiel die Begriffe "Alternative" und "alternativlos" umschrieben. Und wenn du doch mal einen Fachbegriff hast, den du unbedingt nutzen musst und partout nicht anders schreiben kannst: Dann erkläre ihn in ein, zwei Sätzen.
Was mir dabei sehr hilft, ist mein „nachts um 2“-Gedanke: Schreib‘ es so, wie du es einem Freund oder einer Freundin an einem gemütlichen Abend am Küchentisch erzählen würdest. Mit dem Bild im Kopf kommst du erst gar nicht in die Versuchung, zu kompliziert zu werden.
Das kennst du bestimmt auch: Deine beste Freundin oder deinen besten Freund würdest du allein daran erkennen, wie sie oder er WhatsApp-Nachrichten schreibt.
Da haben die meisten von uns ihren eigenen Stil, weil wir da einfach drauf los schreiben. Es wird getippt und verschickt wie es uns gerade in den Sinn kommt.
Die einen schreiben viel, die anderen wenig. Manche kommen sofort auf den Punkt, andere machen sich die Mühe und leiten erst mal zum Thema hin. Außerdem hat jede:r so seine Lieblingswörter, die er oder sie oft benutzt. Bei mir ist das zum Beispiel „megagut“.
Wenn du so schreibst wie du es jemandem erzählen würdest, wirst du wiedererkennbar. Deine Leser:innen haben das Gefühl dich zu kennen, auch wenn sie dich noch nie getroffen haben. Du sprichst ihre Gefühle an und sie bauen eine Beziehung zu dir auf.
„Wenn ich deinen Newsletter lese, dann höre ich dich sprechen“, hat mir mal eine Bekannte gesagt. Das ist so etwas wie meine Lieblings-Erinnerung aus den letzten Monaten. Das bedeutet mir immer noch sehr viel, weil ich genau das möchte. Vielleicht weil ich ein introvertierter Mensch bin und lieber schreibe als rede… Jedenfalls möchte ich auch mit meinen geschriebenen Texten Beziehungen aufbauen.
In den sozialen Medien ist es ganz ähnlich: Wenn du du selbst bist, lesen andere deine Beiträge lieber. Sie erkennen dich wieder und verbinden sich mit dir. Das ist dann so, als ob du ihnen im Gespräch eine Alltagssituation erzählen würdest.
Wenn du dann auch noch mitnehmend schreibst, also einfach und so, dass dich möglichst viele Menschen verstehen, vermeidest du Missverständnisse oder Konflikte. Ich hab‘ bis vor ein paar Monaten für die Stadt gearbeitet, in der ich lebe, und da unter anderem die sozialen Medien betreut. Seit Corona war das natürlich nur noch Krisenkommunikation. Das war nicht immer geil, aber eins ist mir dabei noch mal klarer geworden: Wenn du die Menschen da abholst, wo sie stehen, und ihnen Dinge erklärst, kannst du auch schwierige und unschöne Situationen zusammen meistern.
Mittlerweile fühle ich mich zusätzlich durch Google bestätigt. Vereinfacht gesagt: Google liebt das, was Menschen lieben. Klar, Google arbeitet nun mal für uns Menschen. Jedenfalls: Wenn du Texte schreibst, die sehr viele Leute verstehen können – und vielleicht sogar noch gerne lesen – dann wird Google auch deine Seite besser bewerten und weiter oben anzeigen. Das ist zumindest ein Aspekt dabei, den du nicht unterschätzen solltest.
Vielleicht hast du es schon mitbekommen: Nach dem Clubhouse-Hype Anfang des Jahres hat Facebook jetzt angekündigt, mehr in Richtung Audio zu gehen. Die Funktionen werden erst mal getestet, aber schon bald wird es bei Facebook wohl mehr zum Hören geben – zum Beispiel Podcasts.
Facebook ist dabei nur ein großes Beispiel, Clubhouse ist das andere – und der Trend zum Podcast noch ein drittes. Inhalte zum Hören werden offensichtlich mehr. Das heißt aber auch, dass wir umso besser für’s Sprechen schreiben sollten.
Du hast das wahrscheinlich schon erlebt, wenn du einen Vortrag gesehen oder einen Podcast gehört hast: Das klingt manchmal sehr unnatürlich und du merkst: Da liest jemand ab. Das ist nicht so angenehm als wenn jemand wirklich frei spricht.
Auch bei richtig guten Redner:innen ist es aber oft gar nicht frei gesprochen. Manche machen sich Stichworte, andere haben ganze Skripte – nur eben sehr gut geschriebene.
Ich kann das total verstehen, dass jemand die Sicherheit braucht und sich mindestens Stichworte, vielleicht auch ganze Sätze, aufschreibt. Sie sollten dann aber für’s Sprechen getextet sein – und da sind wir wieder beim einfachen und natürlichen Schreiben.
Das ist ein Effekt, der nicht sofort kommt, aber mit der Zeit umso stärker wird.
Es wird bestimmt eine Umstellung sein, möglichst einfach und natürlich (andere sagen „authentisch“) zu schreiben. Das wird Zeit brauchen und du wirst dich erst einmal selbst gut beobachten müssen, deine Texte – und sogar einzelne Worte – hinterfragen müssen.
Ich hab‘ dafür relativ lange gebraucht und musste hier und da einen Umweg nehmen. Mittlerweile fließen die Texte dafür aber einfach so aus mir raus. Das heißt nicht, dass ich nicht mal vor einem weißen Blatt Papier sitze und mir den Kopf zerbreche. Da geht’s aber weniger um das „wie“ als um das „was“.
Also: Einfaches und natürliches Schreiben sorgt dafür, dass ich mehr Leute erreiche, weniger Menschen ausschließe, wiedererkennbar werde, erfolgreicher bei Google, Facebook und Co. bin und die Texte schneller fertig sind – wie könnte ich es nicht lieben?
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