4. November 2022
Lange Zeit waren Reels bei Instagram ein Garant für eine sehr hohe Reichweite. Im Normalfall wurde jedes Video mindestens 1.000 Nutzer:innen angezeigt. Wenn es gut lief, konnten auch kleine Accounts mehrere tausend – manchmal sogar zigtausende – Menschen erreichen.
Das scheint jetzt ein Ende zu haben. Seit kurzer Zeit ist die Reichweite von Reels stark gesunken. Das beobachte nicht nur ich, sondern das ist auch anderen in meiner Community und darüber hinaus aufgefallen. Und es scheint ein bewusster Strategie-Wechsel von Instagram zu sein.
Wer die Reichweite seines Accounts erhöhen und kontinuierlich neue Follower anziehen wollte, der hat in den letzten Monaten sicherlich verstärkt auf Reels gesetzt. Mit den kurzen Videos von aktuell bis zu 90 Sekunden konnte man innerhalb kürzester Zeit sein Publikum erweitern. Während es mit „normalen“ Beiträgen, mit Karussells oder einzelnen Fotos immer schwieriger wurde, viral zu gehen, war die Chance mit Reels deutlich größer.
Aber warum eigentlich?
Grund dafür war der schnelle Erfolg von TikTok. TikTok hat die kurzen, unterhaltsamen Videos zum Durchscrollen erfunden und damit einen echten Suchtfaktor kreiert. Vor allem jüngere Nutzer:innen waren begeistert und nutzten mehr und mehr TikTok.
Das konnten Instagram und der Meta-Konzern natürlich nicht zulassen. Schon die Storys hatte sich Instagram (und später Facebook) damals von Snapchat „abgeguckt“. Mit Reels fand der Konzern eine Möglichkeit, Videos ähnlich dem Vorbild von TikTok zu integrieren und den Nutzer:innen zuerst bei Instagram, seit einiger Zeit auch bei Facebook, ein ähnliches Erlebnis zu ermöglichen.
Als kleines Bonbon obendrauf gab es mit Reels eine besonders hohe Reichweite gratis dazu. Endlich war es wieder einfacher, viral zu gehen oder zumindest sehr viele Accounts mit dem eigenen Content zu erreichen (und bestenfalls zu begeistern und zu dauerhaften Followern zu machen). Damit hat Instagram einen Anreiz geschaffen, Reels auszuprobieren - und dem Netzwerk treu zu bleiben.
Ich war sehr überrascht, als ich mir zuletzt die Reichweite meiner Reels angesehen habe: Die letzten drei Videos haben sehr viel weniger Menschen erreicht als ich es normalerweise gewöhnt bin.
Sicherlich: Das kann mal bei ein, zwei Videos passieren, insbesondere dann, wenn beim Hochladen etwas schiefgegangen ist. Wer außerdem die „Spielregeln“ von Reels nicht beachtet hat (z.B. dass es hochkant gefilmte Videos sind), hat selten eine richtig hohe Reichweite bekommen.
Ein Screenshot, der beispielhaft zeigt: zwei Reels, die ähnlich gestaltet sind aber eine sehr unterschiedliche Reichweite haben. (Nicht auf den Gesichtsausdruck achten. ;))
Der deutliche Einbruch bei gleich drei Videos hat mich aber stutzig gemacht. Also habe ich die Menschen in meiner Community gefragt, ob sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Haben sie!
Einige Follower, die ebenfalls regelmäßig Reels posten, haben mir geschrieben, dass ihre Reichweite eingebrochen ist und sie es sich nicht erklären können. Der eine oder die andere hat schon an sich selbst und dem eigenen Content gezweifelt. Da kann ich jetzt aber beruhigen: Uninteressanter Content scheint nicht der Grund zu sein.
Ein Grund, warum wir mit Reels deutlich mehr Menschen erreichen können, ist der Reels-Feed: Hier kommt es gar nicht darauf an, ob wir Accounts folgen, sondern wir bekommen dort Videos angezeigt, bei denen der Algorithmus annimmt, dass sie uns gefallen könnten. Vielleicht haben wir in der Vergangenheit mit ähnlichem Content oder ähnlichen Accounts interagiert, vielleicht ist das Reel aber gerade auch nur besonders beliebt.
Früher wurden Reels relativ automatisch vielen Nutzer:innen angezeigt, die noch keine Follower waren, unter anderem im Explore-Feed. Wahrscheinlich wussten diese Menschen vorher nicht mal von der Existenz des Accounts, der das Reel gepostet hat. Das hat die Reichweite enorm vergrößert und die Möglichkeit geschaffen, viele neue Follower zu bekommen.
Im letzten Schritt vor dem Posten eines neuen Reels ist mir eine Formulierung aufgefallen, die ich bisher so noch nicht wahrgenommen hatte:
Ein gepostetes Reel wird also nur noch „möglicherweise“ in Reels angezeigt. Das ist eine Einschränkung, die mir neu war.
Also habe ich gegoogelt und herausgefunden: Der Chef von Instagram Adam Mosseri hat in seinen regelmäßigen AMA-Storys („Ask me anything“) angekündigt, dass Reels keine Sonderbehandlung mehr bekommen – und damit keine Extra-Reichweite.
Reels sind damit jetzt den anderen Formaten bei Instagram wie Einzel- oder Karussellposts gleichgestellt. Das bedeutet ganz klar: Das Format „Reels“ wird etwas geschwächt und es wird wieder schwieriger, mit dem eigenen Content viele Menschen zu erreichen.
Wenn ich an meine Community denke, hat das Ganze aber auch eine positive Kehrseite: Viele Menschen, mit denen ich bei Instagram in Kontakt bin, sind mit Reels nie warm geworden. Die kurzen Videos waren ihnen zu schnell, zu reizüberladen und teilweise auch zu albern und inhaltsleer.
Der Meinung kann ich mich zumindest teilweise anschließen. Als eher introvertierte Person habe ich lange gebraucht, um „meinen“ Weg mit Reels zu finden. Tanzen vor der Kamera war für mich mit Fremdschämen verbunden (trotzdem hab ich’s probiert – nicht mal erfolglos). Die Geschwindigkeit und die vielen Reize haben mich nach einer Zeit überfordert.
Deshalb waren Nachrichten wie diese keine Überraschung für mich:
Für viele von uns wird das jetzt etwas den Druck rausnehmen, weil wir nicht länger das Gefühl haben, wir müssten unbedingt Reels drehen, um auch nur ansatzweise noch mitmischen zu können.
Nein, absolut nicht. Video-Formate sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Damit erreichen wir vor allem eine jüngere Zielgruppe. Außerdem hat Mark Zuckerberg für Meta deutlich gemacht: Reels bleiben die Zukunft von Instagram.
Wahrscheinlich auch von Facebook, darüber habe ich bisher noch kein Wort verloren: Dort hatten zwei meiner letzten drei Reels nach wie vor vierstellige Reichweiten. Das letzte allerdings auch nicht mehr. Deshalb bleibt abzuwarten, wie sich die Reichweite von Reels bei Facebook entwickelt.
Also, Fazit: Videoformate bleiben in Sozialen Medien beliebt und der Trend geht mehr und mehr zum bewegten Bild. Zurzeit sind eben Reels DAS Ding in diesem Bereich. Reels sollten deshalb weiterhin zum Content-Mix dazugehören – sofern du dich überhaupt wohl damit fühlst. Wenn du damit nichts anfangen kannst, dann konzentrier dich weiterhin auf andere Formate, die dir besser liegen.
Aus meiner Sicht kann ich sagen, dass ich mittlerweile meinen eigenen Weg gefunden habe, wie ich Reels für mich nutzen und mich dabei wohlfühlen kann. Aber es gibt eben keine Schablone und kein One-size-fits-all. Wenn du mich kennst, kennst du auch meine Philosophie: Du musst deinen individuellen Weg finden, mit dem du bei Instagram und Facebook deine Ziele erreichst.
Übrigens: Wenn die verschiedenen Formate wie Reels, Karussells etc. für dich ungefähr so einleuchtend sind wie die Physik-Formelsammlung damals in der Schule, dann habe ich was für dich: In meinem Selbstlern-Kurs ist ein ganzes Modul nur den verschiedenen Formaten gewidmet. Du erfährst, welche es gibt und wofür sie sich im Alltag anbieten. Motto des Online-Kurses ist – natürlich – „Mit Gelassenheit sichtbar“. Kein Druck. Kein Stress. Dein Weg. Ganz individuell.
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